Zu Besuch bei „El Abuelo“ – im Parque Nacional Los Alerces

Im Parque Nacional Los Alerces hatten ab Ende Januar einige großflächige Waldbrände gewütet, so dass wir zunächst überlegt hatten, diesen -obwohl eines unserer Wunschziele – auszulassen. Andererseits haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass die zuverlässigsten Informationen über die aktuellen Lagen in den Regionen hier vor Ort zu bekommen sind. Also war der Plan: wir fahren los und schauen, wie weit wir kommen, und es war wie erhofft: der Park war zugänglich, nur die Wanderwege in die mittleren und höheren Lagen waren gesperrt.

An der Ruta Provincial 71 (Foto: Michael Kleinert)
An der Ruta Provincial 71 (Foto: Michael Kleinert)

Warum ist dieser Nationalpark so interessant? Hier wachsen Alercen (siehe unten), die aber auch nur im westlichen Teil des Parks stehen und ausschließlich mit einer Bootstour und einer geführten Wanderung zu erreichen sind. Darüber hinaus bestehen die 263 km² zum größten Teil aus menschenleerer Wildnis, nur der kleinste Teil ist auch zum Wandern erschlossen.

Und was sind denn eigentlich Alercen? Die Patagonische Zypresse (Fitzroya cupressoides) ist ein immergrüner Baum, der bis zu 55 m hoch und 3,5 m dick werden kann. Er wächst sehr langsam mit nur 1 bis 1,6 mm pro Jahr und kann ein sehr hohes Lebensalter erreichen. Die Alercen sind ausschließlich in den südlichen Anden beheimatet und streng geschützt.

Nachdem wir am Nachmittag in Villa Futalaufquen nach einer Fahrt einmal längs durch den halben Nationalpark auf Schotter- und Rumpelstraße angekommen waren, war das Wichtigste, die Bootstour zum Alercal Milenario zu buchen. Und eine Unterkunft hatten wir auch noch nicht……Die Tickets für die Bootstour werden in der noblen Hosteria Futalaufquen verkauft, und da dort auch noch ein Zimmer frei war, haben wir es uns dort für 2 Nächte gut gehen lassen. Zumal die nächste Hosteria dann auch nicht nebenan, sondern 6-10 km entfernt über Schotterstraße liegt………

Hosteria Futalaufquen, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)
Hotelstrand am Lago Futalaufquen – natürlich waren wir Schwimmen (Foto: Michael Kleinert)
Fast Vollmond….. (Foto: Michael Kleinert)

Aber: die nächste Bootstour startete leider nicht am nächsten Tag, wie wir gehofft hatten, sondern erst am übernächsten. So hatten wir noch einen kompletten Tag, um den Park auf zwei kleineren Wanderwegen – zum Mirador Laguna Verde und Lago de las Juntas- zu erkunden. Aber auch zum Startpunkt der Wanderwege muss man ca. 1 Stunde fahren.

Laguna Verde, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)
Mirador Laguna Verde, Parque Nacional Los Alerces (Foto: netter Mann aus Buenos Aires)
Brücke über den Rio Arrayanes, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)
Rio Arrayanes, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)
Rio Arrayanes, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)
Laguna Verde, Blick vom Wanderweg Lago de las Juntas aus, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)
Puerto Mermoud, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)

Die Größe und Weite der Wildnis konnten wir dann auf der Tour zum Alercal Milenario am nächsten Tag erahnen. Das Boot fährt 1,5 Stunden über den Lago Menendez durch die menschenleere Natur. Rechts und links erheben sich die mit dichtem Wald bewachsenen steil aufsteigenden Ufer, vor einem öffnet sich irgendwann der Blick auf den Gletscher Torrecillas.

Auf dem Lago Menéndez, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Helga Ehrecke)
Auf dem Lago Menéndez, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Helga Ehrecke)
Glaciar Torrecillas, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Helga Ehrecke)
Glaciar Torrecillas, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Helga Ehrecke)

Der kleine 2 km lange Rundwanderweg führte uns dann durch einen zauberhaften Wald, in dem die Alercen zwar auch nicht die Mehrheit der Bäume bilden, was der Wirkung aber keinerlei Abbruch tut. Es geht auf und ab, vorbei am Lago Cisne, durch eine Schlucht, durch die ein Fluss mit Stromschnellen tobt und schließlich zu DER Attraktion: „El Abuelo“ – der Großvater – ist eine uralte Alerce, die ca. 2600 (!) Jahre alt ist.

Im Alercal Milenario, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)
Alerce – ca. 1800 Jahre alt, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Helga Ehrecke)
Stamm einer Alerce, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Helga Ehrecke)
Lago Cisne, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)
Im Alercal Milenario, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Helga Ehrecke)
Alerce im Alercal Milenario, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)
„El Abuelo“, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Helga Ehrecke)
„El Abuelo“, Parque Nacional Los Alerces (Foto: Michael Kleinert)

Nach diesem wunderbaren Ausflug haben wir uns direkt auf die Weiterreise Richtung Süden gemacht und sind am Abend in Trevelin angekommen, wo wir Platz in einer schönen Hosteria mit sehr herzlichem Gastgeber gefunden haben.

Eine kleine Auszeit in Lago Puelo

Nach zwei Wochen Aktivität und vielen Eindrücken, haben wir uns eine kleine Pause im schönen Lago Puelo am gleichnamigen See und Nationalpark genommen. Auch Wäsche musste mal gewaschen werden. „La Casa Azul“ war dafür ideal. Das kleine Ferienhaus liegt auf dem Grundstück, auf dem auch die Eigentümer wohnen, in einem Wohngebiet am Rande des Städtchens. Zum See ist es nicht weit. Um herum grasen Pferde und Kühe, Gauchos reiten hinterm Gartenzaun entlang. Man hat einen herrlichen Blick auf die angrenzende Bergkette und eine wunderbare Ruhe.

La Casa Azul, Lago Puelo (Foto: Michael Kleinert)
Lago Puelo (Foto: Helga Ehrecke)

So haben wir anderthalb Tage mit Schwimmen (vor traumhafter Kulisse), Faulenzen, Wäsche waschen und einer kleinen Wanderung zu einem Aussichtspunkt auf den See verbracht und konnten die vorherigen zwei Wochen Revue passieren lassen – und auch schon wieder das nächste Reiseziel planen. Soviel sei schon verraten: es ging in den Parque Nacional Los Alerces – dazu gibt es dann die Informationen im nächsten Beitrag.

Auf dem Weg zum Mirador del Lago, Lago Puelo (Foto: Michael Kleinert)
Panorama am Lago Puelo (Foto: Michael Kleinert)
Blick vom Mirador del Lago, Lago Puelo (Foto: Michael Kleinert)
Die ersten Brombeeren sind reif (Foto: Helga Ehrecke)
So geht`s…..Faulenzen am Lago Puelo (Foto: Michael Kleinert)
Sundowner am Blauen Haus (Foto: Helga Ehrecke)

Pampa Linda und der Cerro Tronador

Hier sind beide Namen Programm. Pampa Linda ist ein kleiner Ort mit zwei Gasthäusern, einem Campingplatz und ein paar wenigen Häusern, der wunderschön („linda“) am Ende eines weiten Tales liegt. Die Straße endet hier, über den Gipfel des Cerro Tronador (3.478 m), auf den man von hier eine sensationelle Aussicht hat, läuft die Grenze nach Chile. Mit mächtigen Gletschern bedeckt hat er seinen Namen von den Eislawinen, die immer wieder aus 100m Höhe ins Tal auf den Ventisquero Negro („Schwarzer Gletscher“) stürzen, was weithin zu hören ist.

Pampa Lida (Foto: Michael Kleinert)

Von Villa La Angostura kommend haben wir für die 150 km knapp vier Stunden gebraucht. Wenig überraschend, ist die Straße, die in das Tal hineinführt, nicht befestigt und darf ab einem bestimmten Punkt auch nur als Einbahnstraße befahren werden. Wer dorthin möchte, muss bis 14 Uhr die Brücke von Los Rápidos passiert haben und zurück entweder spätestens um 8 Uhr 30 in Pampa Linda starten oder bis 16 Uhr warten. Schon vom Weg aus hatten wir die ersten wunderbaren Ausblicke auf den Cerro Tronador und das Tal.

Brücke Los Rápidos an der Ruta Provincial 82 (Foto: Michael Kleinert)
… und ab hier dann Einbahnstraße…. (Foto: Michael Kleinert)
Der erste Blick auf den Cerro Tronador (Foto: Michael Kleinert)
…und etwas näher (Foto: Michael Kleinert)

Aus dem Fenster unseres Zimmers in der „Hosteria Pampa Linda“ konnten wir direkt auf den Cerro Tronador schauen, und wenn am späten Nachmittag die Tagesbesucher abgefahren waren, wurde es leer und ruhig – wunderbar, um ein verdientes Feierabendbier mit Ausblick auf der Terrasse zu genießen……..

Blick aus unserem Zimmerfenster in der Hosteria Pampa Linda (Foto: Michael Kleinert)
Auf dem Weg zum Saltillo Las Nalcas (Foto: Helga Ehrecke)
Rio Manso, am Weg zum Saltillo Las Nalcas (Foto: Helga Ehrecke)
Saltillo Las Nalcas, Pampa Linda (Foto: Helga Ehrecke)

Wir befinden uns immer noch im Parque Nacional Nahuel Huapi, und Pampa Linda ist der Ausgangspunkt für einige Wanderungen, die meisten davon Mehrtagestouren. Ursprünglich hatten wir mit dem Gedanken gespielt, über den Paso de las Nubes zu gehen (2 Tage mit Hüttenübernachtung). Diese Tour ist aber mit einer Rückkehr per Fähre über den Lago Frías und den Lago Nahuel Huapi nach Bariloche verbunden und die entsprechenden Buchungen und Organisationen (z.B.: wo lassen wir „La Camioneta“ und unser großes Gepäck) waren uns zu zeitaufwendig. So haben wir uns alternativ für eine Tageswanderung zum Refugio Otto Meiling und zurück entschieden. Das Refugio wurde am 21.02.1971 eingeweiht und das Alter ist ihm auch anzusehen. Renovierung und Erweiterung sind aber in vollem Gange. Die Lage auf 1.903 m und direkt zwischen den Gletschern Castano Overa und Alerces ist allerdings phantastisch und war den Aufstieg von ca. 1.070 Höhenmetern mit einer Strecke (einfach) von rund 12,7 Kilometern unbedingt wert.

Hier muss man sich entscheiden….. (Foto: Michael Kleinert)
Südbuchen am Weg zum Refugio Otto Meiling (Foto: Michael Kleinert)

Wir sind – für argentinische Verhältnisse – früh am Morgen um viertel vor neun gestartet und waren dann auf den ersten Kilometern und bestimmt für 2 Stunden allein auf dem Weg unterwegs. Dieser führt zunächst mit moderater Steigung durch den Wald, der auch erst einmal von den beeindruckenden Südbuchen dominiert wird. Es war noch angenehm kühl und es waren nur ein Hauch von Wind, Vogelstimmen und ab und zu das ferne Donnern der Eislawinen vom Cerro Tronador zu hören – herrlich! Mit zunehmenden Höhenmetern wird die Vegetation niedriger und der Weg steiler, bis es zum Schluss nur noch über Vulkangestein geht. Da kamen uns dann auch einige Wanderer entgegen, die die Nacht wohl im Refugio verbracht hatten. Insgesamt waren aber wenige Menschen unterwegs. Und als wir oben ankamen, kreiste auch noch ein Kondor über uns!

Wasserfälle vom Glaciar Castano Overa (Foto: Helga Ehrecke)
Es ist nicht mehr weit…. (Foto: Michael Kleinert)
….fast da (Foto: Helga Ehrecke)
Angekommen, Refugio Otto Meiling (Foto: Helga Ehrecke)
Cerro Tronador vom Refugio Otto Meiling (Foto: Helga Ehrecke)
Gletscherzunge am Refugio Otto Meiling (Foto: Michael Kleinert)
Ausblick vom Refugio Otto Meiling (Foto: Helga Ehrecke)
Ausblick auf den Glaciar Alerce vom Refugio Otto Meiling (Foto: Helga Ehrecke)
Ausblick vom Refugio Otto Meiling (Foto: Helga Ehrecke)
Cerro Tronador mit dem Glaciar Castano Overa (Foto: Helga Ehrecke)

An diesem Nachmittag hatten wir uns das Feierabendbier mit Aussicht dann redlich verdient.

Feierabend! (Foto: Michael Kleinert)

Villa La Angostura – wo Evita Ferien machte

Von San Martín de los Andes nach Villa La Angostura führt die schöne „Straße der sieben Seen“. Dieses Teilstück der RN 234 berührt eben mindestens diese sieben Seen, an denen es jeweils einen Aussichtspunkt gibt. Da diese direkt an der Straße liegen und wir Hochsaison haben, ist die Straße auch entsprechend belebt. Das tut der Schönheit der Landschaft aber keinen Abbruch, der Weg führt durch die Gebirgswelt, die Seen sind tiefblau und klar und von bewaldeten Hügeln umsäumt. Auch das eine oder andere Fleckchen Schnee ist im Hintergrund auf den höheren Gipfeln noch zu sehen.

Lago Machónico, Camino de los Siete Lagos (Foto: Michael Kleinert)
Orientierung an der Straße der Sieben Seen (Foto: Michael Kleinert)
Lago Machónico, Camino de los Siete Lagos (Foto: Helga Ehrecke)
Lago Falkner, Camino de los Siete Lagos (Foto: Helga Ehrecke)
Weit gereist – ein Bulli aus Brasilien, an der Straße der Sieben Seen (Foto: Michael Kleinert)
Lago Espejo, Camino de los Siete Lagos (Foto: Michael Kleinert)
Lago Correntoso, Camino de los Siete Lagos (Foto: Michael Kleinert)

Zusätzlich gibt es auch immer wieder die Möglichkeit, einen Abstecher zu Seen zu machen, die etwas abseits der Hauptstraße liegen, dann wird es auch schon wieder einsamer und die Straßen sind auch nicht mehr befestigt. Solch einen Abstecher haben wir zum Lago Traful gemacht, an dessen Westufer wir auch einen schönen Strand gestoßen sind, wie für uns gemacht für eine kleine Pause mit Schwimmen und Sonnen.

Badepause am Lago Traful (Foto: Helga Ehrecke)

Wenn man noch mehr von den weiter entfernten Seen sehen möchte, kann man sicher auch mehrere Tage auf dieser schönen Strecke verbringen – Camping, Angeln, Kayaking, Schwimmen, alles ist möglich. Doch wir haben ja noch etwas vor – und bis Puerto Natales sind es von hier immerhin noch etwa 1.800 km – so dass wir uns auf einen Tag für den „Camino de los siete lagos“ beschränkt haben und am Nachmittag in Villa La Angostura angekommen sind.

Es kann nicht immer Steak geben – Abendessen auf dem Balkon (Foto: Michael Kleinert)

Dabei verließen wir auch den Parque Nacional Lanín, um gleich den nächsten Nationalpark – Nahuel Huapi zu erreichen. Dieser ist der älteste Nationalpark Argentiniens und wurde vom Erforscher Patagoniens, Francisco Pascasio Moreno genannt „Perito (Sachverständiger)“. Dieser Name begegnet einem hier in Patagonien immer wieder.

Villa La Angostura liegt am Nordufer des Lago Nahuel Huapi. In Argentinien ist dieser Ort sehr bekannt, da die Familie Perón hier seinerzeit die Sommerferien verbracht hat, und entsprechend beliebt ist das Städtchen dann auch bei den heutigen Sommerfrischlern. Es ist aber auch schön gelegen! Der See ist imposant vor der hier üblichen großartigen Kulisse der Anden. Die Hauptstraße ist breit und freundlich und von Arkaden gesäumt, unter denen man Geschäfte aller Art findet – Geld ausgeben ist hier gar kein Problem.

Die Hauptstraße in Villa la Angostura (Foto: Michael Kleinert)

Wir haben hier den kleinen, auf einer Halbinsel liegenden Parque Nacional Los Arrayanes besucht. Benannt ist dieser nach den vornehmlich an der Südspitze wachsenden Myrtenbäumen (Arrayán), die dort zusammen mit einigen Südbuchen einen zauberhaften Wald bilden. Um dorthin zu gelangen geht man entweder die zwölf Kilometer (eine Strecke) zu Fuß oder nimmt den Katamaran bis zur Südspitze der Insel, oder beides. Wir haben uns für die Hinfahrt auf dem See und den Fußweg zurück entschieden und konnten so den herrlichen Wald in angenehmem Schatten in Ruhe bewundern.

Puerto de la Mansa, Pier des Catamarán Futaleufu (Foto: Michael Kleinert)
Vor der Abfahrt – Catamarán Futaleufu (Foto: Helga Ehrecke)
Blick vom Catamarán auf den Parque Nacional Los Arrayanes (Foto: Helga Ehrecke)
Auf dem Catamaran zum Parque Nacional Los Arrayanes (Foto: Michael Kleinert)
Myrtenbäume (Arrayanes) im Parque Nacional Los Arrayanes (Foto: Michael Kleinert)
…wie Zimtstangen – Myrtenbäume im Parque Nacional Los Arrayanes (Foto: Helga Ehrecke)
Arrayán Blüte, Parque Nacional Los Arrayanes (Foto: Helga Ehrecke)
Zauberhafter Wald im Parque Nacional Los Arrayanes (Foto: Helga Ehrecke)
Auf dem Weg zurück nach Villa La Angostura durch den Parque Nacional Los Arrayanes (Foto: Michael Kleinert)
Beeindruckende Größe: Coihue (Südbuche) im Parque Nacional Los Arrayanes (Foto: Helga Ehrecke)

Einen sehr angenehmen Abschluss fand unser Besuch in Villa La Angostura am Privatstrand unserer schönen Hosteria – man muss zwar einige Höhenmeter überwinden, um den Strand zu erreichen, aber wird dann mit Ruhe und klarem Wasser belohnt.

Hotelstrand am Lago Nahuel Huapi (Foto: Michael Kleinert)
…und in die andere Richtung, Hotelstrand am Lago Nahuel Huapi (Foto: Michael Kleinert)

Rund um San Martín de los Andes

Unsere Reiseroute geht von nun ab erst einmal immer weiter nach Süden. Das nächste Ziel war San Martín de los Andes, neben Bariloche und Villa La Angostura eines DER Sommerferienziele der Argentinier und Chilenen. Aber dazu später mehr.

Lago Huechulafqen, Parque Nacional Lanín

Die Fahrt von Aluminé aus ging zunächst durch das Tal des Rio Aluminé und dann über Hochebenen hinunter bis nach Junín de los Andes, wo sich ein „Abstecher“ zum Lago Huechulafquen, dem größten See des Parks, anbot: Vom Südwestufer des Sees hat man den besten und nächsten Blick auf den alles überragenden Volcán Lanín (3.776 m), sofern man ihn nicht bewandern oder ersteigen möchte – wenn das Wetter mitspielt. Leider hatten wir an dem Tag kein rechtes Glück damit, denn der Berg versteckte sich bis in den Nachmittag hinein hinter Wolken.

Unser „Abstecher“ an den wunderschönen See hat dann mehr als den halben Tag gedauert. Wir hatten die Entfernungen etwas unterschätzt, zumal die Straße ab dem Nationalparkeingang auf 30 km über weite Strecken Waldwegqualität hat, aber auch der einigermaßen geschotterte Teil ist oft mit Steinen gespickt oder hat die typischen Querrillen. Und das zieht sich…..Unterwegs sind wir an vielen sehr nett aussehenden und hübsch gelegenen Campingplätzen vorbeigekommen, und uns dämmerte, dass hier eine Übernachtung im Zelt durchaus sinnvoll gewesen wäre – aber das Hotel in San Martín war schon gebucht. Der Charme des Campinggedankens ließ aber auch rapide nach, als es auch noch zu regnen begann….

…just in dem Moment, als wir vom sehr idyllischen Campingpatz Mari Mari Che am Lago Paimún aus auf eine kleine Wanderung zum Wasserfall Cascada El Saltillo gestartet waren. Egal, an einem 20 m hohen Wasserfall wird man von der Gischt eh nass.

Auf unserem rumpeligen Rückweg hatte Petrus noch ein Einsehen und genau auf dem Teil der Straße, die dem Vulkan am nächsten kommt, hob sich die Wolkendecke und der imposante Volcán Lanín hat sich uns doch noch, mit einem Wolkenkäppchen versehen, gezeigt.

Näher kommen wir ihm nicht. Der Volcán Lanín enthüllt langsam sein Haupt. (Foto: Michael Kleinert)
…er will sich nicht ganz zeigen…, Volcán Lanín ( Foto: Helga Ehrecke)
…die Wolkenmütze bleibt. Volcán Lanín (Foto: Michael Kleinert)

Sommerfrische in San Martín de los Andes

Die Stadt liegt an der Ostspitze des Lago Lácar, der nach Westen hin in den Parque Nacional Lanín hineinführt. Die Straßen sind freundlich und breit und gesäumt von Restaurants, Geschäften, Eisdielen, Souvenirläden und um diese Jahreszeit vollgestopft mit Urlaubern – wie Kühlungsborn im Juli. Im Januar und Februar haben Argentinien und Chile Sommerferien, und die „Argentinische Schweiz“ ist ein beliebtes Ferienziel – wie die Ostsee eben.

Hier konnten wir das argentinische Feriengefühl erleben. Entspannte Urlauber, fröhliche Kinder – und ein gut gefüllter Stadtstrand am See. Wir haben alles mitgenommen – auch das Bierfest mit Livemusik auf der Plaza, mit Floh- und Kunsthandwerkermarkt und Straßenkunst. Der Künstler, den wir sehen durften, war grandios – auf dem „Kleinen Fest“ wäre er sicher einer der Publikumslieblinge. Am Rosenmontag gab es eine Sambaparade des örtlichen Karnevalsvereins – ein Hauch von Rio de Janeiro in Patagonien. Und das alles im argentinischen Tagesrhythmus mit Kind und Kegel ab 22 Uhr.

Straßenkunst in San Martín – am Ende ist er ganz im Ballon verschwunden…. (Foto: Helga Ehrecke)

Aber neben den Erlebnissen inmitten des Ferientrubels wollten wir natürlich auch die umliegende Natur erleben. Eine kleine Wanderung führte uns auf den Mirador „Las Bandurrias“, von dem aus man einen schönen Blick über den Lago Lácar und die Stadt hat. Doch den besseren Ausblick gibt es vom…

Cerro Colorado (1.784m)

Der Startpunkt zu diesem Aufstieg liegt ungefähr 13 km westlich von San Martín auf der Nordseite des Lago Lácar. Wir hatten sensationelles Wanderwetter, keine Wolke am Himmel und beim Start um 9:40 waren die Temperaturen noch sehr angenehm. Der Weg führt zunächst durch imposanten Südbuchenwald, der mit orange blühenden Lilien untermalt ist. Später wird die Vegetation niedriger, der Wind stärker und kälter und am Ende geht es noch durch rotes Lavagestein auf den sehr zugigen Gipfel. Dabei sind ca. 800 Höhenmeter zu schaffen, die zum Teil in sehr steilen Anstiegen zu meistern sind. Wir hatten das Gefühl, dass der Weg einen einfach auf direktem Weg den Berg hinauf schickt – Serpentinen werden überbewertet. So schafft man natürlich auf wenig Strecke (ca. 4 km) viele Höhenmeter. Und die Mühe hat sich wirklich gelohnt: wir hatten einen weiten Ausblick bis zum Volcán Lanín (heute ohne Wolkenmütze, dafür weiter weg), schneebedeckten Vulkanen auf chilenischer Seite, den Lago Lácar mit San Martín an der Ostspitze. Es war eisekalt durch den stramm wehenden Wind, aber grandios!

Blick vom Cerro Colorado auf den Lago Lácar (Foto: Michael Kleinert)
Auf dem Gipfel des Cerro Colorado mit Blick nach Chile (Foto: Michael Kleinert)
Der Blick reicht bis zum Volcán Lanín, auf dem Gipfel des Cerro Colorado (Foto: Helga Ehrecke)

Das nördliche Seengebiet im Parque Nacional Lanín

Unser Startpunkt hier in Patagonien war das freundliche Neuquén, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Eigentlich sollte es gleich am nächsten Tag nach der Ankunft weitergehen. Doch es war etwas schwierig, einen Mietwagen zu bekommen, der dann erst ab dem übernächsten Tag verfügbar war. Es gab auch nur noch Pick-Ups zu mieten, was eigentlich gar nicht unser Plan war, aber -kleiner Vorgriff- wir haben es nicht bereut!

So hatten wir etwas Zeit auszuspannen, die weiteren Tage zu planen und langsam unseren Reiserhythmus wiederzufinden, der -wie wir feststellen mussten- etwas eingestaubt ist.

Die Weltmeister sind hier allgegenwärtig – Graffiti in Neuquén (Foto: Helga Ehrecke)

Also, was tun bei 38° Celsius? Richtig: Ins Schwimmbad gehen. Neuquén liegt am Zusammenfluss des Rio Neuquén und des Rio Limay, so dass es einige Möglichkeiten gibt. Wir entschieden uns für das Balneario Sandra Canale etwas außerhalb der Stadt und haben dort zwei schöne entspannte Stunden mit Abkühlung im Fluss verbracht.

Balneario Sandra Canale, Neuquén (Foto: Michael Kleinert)

Und dann war es so weit: Das Abenteuer Patagonien startete in Richtung Westen zum Nationalpark Lanín mit unserem kleinen „Camioneta“, was übersetzt ungefähr Lastwägelchen heißt :-).

Spätestens auf der Ruta Provincial 13, die wunderbar durch eine Hochebene führt und uns den ersten fernen Blick auf den sagenhaften Volcán Lanín beschert hat, wussten wir, dass „la camioneta“ die richtige Entscheidung war. Die Straße ist geschottert und teilweise steinig, sandig, uneben. Ja, das kann man auch mit einem Kleinwagen schaffen – die Einheimischen haben auch nicht alle 4-Wheel-Trucks und wir haben die Schotterstraßen ja bei unseren vorherigen Reisen in Argentinien auch im kleinen Chevy bewältigt – doch so ist es weit angenehmer. Zumal in dieser eher abgelegenen Gegend der größte Teil der Straßen nicht asphaltiert ist.

An der RP 13 zwischen Zapala und Aluminé (Foto: Michael Kleinert)

Vorher gab es aber noch einen Zwischenstopp in Plaza Huincul, einer recht schmucklosen Ölstadt mitten in der Pampa. Allerdings ist Argentinien übersät mit Saurierfunden, und hier hat ein Ölarbeiter in der 80ern das Skelett des riesigen „Argentinosaurus huinculensis“ gefunden. Im kleinen Heimatmuseum der Stadt ist eine Replik des Skeletts dieses größten je gefundenen Sauropoden ausgestellt.

Argentinosaurus Huinculensis, Museo Carmen Funes, Plaza Huincul (Foto: Michael Kleinert)

Lago Ruca Choroi – Wanderung zur Laguna Verde

Eingang zum Parque Nacional Lanín am Lago Ruca Choroi (Foto: Michael Kleinert)

Unsere erste patagonische Wanderung im Parque Nacional Lanín. Schon der Weg zum Startpunkt am Campingplatz am Lago Ruca Choroi hatte es in sich. Nach rd. 50 km Schotterstraße gehen die letzten 3 km ab der Station der „Guardaparque“ nur noch über einen Waldweg, Steine, Wurzeln, Schlaglöcher – rumpel, rumpel.

Der Weg ist das Ziel – Fahrt am Lago Ruca Choroi (Foto: Michael Kleinert)

Der eigentliche Wanderweg startet am Westende des Sees mit einer Flussquerung, also Schuhe aus – und die Hose auch; denn das Wasser ist doch deutlich tiefer als wadenhoch, wie es uns der Guardaparque eigentlich avisiert hatte………Dann führt der Pfad vom See durch den Araukarienwald ca. 400 Höhenmeter zur „Grünen Lagune“. Hier haben wir kaum Menschen getroffen, ein weiteres Paar ist uns zu Beginn des Weges entgegengekommen, und an der Lagune hat eine einheimische Familie den Tag beim Angeln verbracht.

Patagonische Flussquerung am Lago Ruca Choroi (Foto: Helga Ehrecke)
Laguna Verde (Foto: Helga Ehrecke)
Auf dem Weg zur Laguna Verde (Foto: Michael Kleinert)

Aber was sind eigentlich Araukarien? Es handelt sich um eine Konifere, die in einigen begrenzten Gebieten auf der Südhalbkugel vorkommt. In Patagonien wächst die chilenische Araukarie, sie wird hier in der Sprache der Mapuche „Pehuén“ genannt. Fossile Funde der Araukarie datieren auf ein Alter von 90 Millionen Jahren (Quelle: Wikipedia), und gehören so zu den ältesten Baumarten der Welt. Wir fanden sie sehr beeindruckend, einige der Bäume sind riesig und die mit dichten sehr festen und großen Nadeln besetzten Äste wirken imposant und ein wenig bizarr. Die Bestände der Pehuén sind durch andere invasive Arten und Nutzung durch den Menschen bedroht und daher streng geschützt. Nur die Mapuche haben das Recht, die Kerne der Zapfen zu ernten. Diese dienen Ihnen seit Jahrhunderten sowohl als Nahrung als auch als Medizin.

Nach der Rückkehr zum See hat dieser uns zu einem Bad eingeladen. Das Wasser des Sees ist glasklar und gar nicht kalt. Hier seht Ihr ein Bild unserer einsamen Badestelle:

Unsere Badestelle am Lago Ruca Choroi (Foto: Helga Ehrecke)

Circuito Pehuenia

Diese Rundtour führt auf zum Teil wieder menschen- und autoleeren Straßen an den Seen Lago Pulmarí, Lago Norquinco, Lago Moquehue und dem Lago Aluminé durch den nördlichsten Teil des Nationalparks Lanín. Eine schöne Strecke vorbei an weitläufigem Weideland im Flusstal, durch Hügel und Wälder. Am Lago Moquehue hat uns der Strand auch wieder gelockt und wir waren eine Runde Schwimmen und Sonnenbaden.

In der Nähe des Lago Pulmarí (Foto: Helga Ehrecke)

Das nördliche Seengebiet ist ein einsamer und abgelegener Teil des Parque Nacional Lanín – und das ist auch an der Tankstelle zusehen:

Warten auf Benzin….die einzige Tankstelle im Umkreis von 100 km

Immer wieder Buenos Aires

Nun sind wir endlich wieder hier! Als das Flugzeug gelandet war, konnten wir es doch kaum fassen, dass wir nach 6 langen Jahren mal wieder einen anderen Kontinent unter den Füßen haben und wir freuten uns unendlich! Der Flug war lang (13,5 Stunden), aber viel weniger anstrengend, als wir befürchtet hatten. Und da nach den Buchungswirrungen der letzten Tage alles nun doch reibungslos geklappt hat, waren wir schon um halb zehn Ortszeit in unserem Appartement in San Telmo.

Unsere Wohnung im „Palacio Raggio“, Buenos Aires (Foto: Michael Kleinert)

In den zwei Tagen in Buenos Aires, die wir zur Verfügung hatten, konnten wir zunächst das Notwendige erledigen (SIM-Karten kaufen und Geld tauschen) und uns dann dem Angenehmen widmen (Stadtbummel, Tango Argentino und gutem Essen).

Wir waren sogar zweimal in der kurzen Zeit tanzen, mehr dazu auf der Seite Tango around the world.

Am Sonntag ging es auf einen Bummel durch San Telmo, eines der ältesten Viertel der Stadt. Es finden dort sonntags viele Flohmärkte statt, auf denen es alles zu kaufen gibt, was das Sammlerherz begehrt. Außerdem ist die Markthalle mit all den Lebensmittel- und Imbissständen unbedingt einen Besuch wert. Für uns gab es dort Frühstück. Und man wäre auch nicht in Buenos Aires, wenn es nicht auch Tango Argentino auf den Straßen zu sehen gäbe – auf dem zentralen Platz, der Plaza Dorrego, gab es eine kleine Tangoshow.

Das gute Essen gab es in unserem „Stammlokal“, der Parilla „El Mirasol“ in Almagro, mit ausgezeichnetem Steak und Malbec (was auch sonst?). Um halb neun waren wir hier in Argentinien mal wieder fast die ersten im Lokal, es wurde dann aber noch sehr voll. Den Abend an diesem völlig untouristischen Ort mit tollem Service haben wir in vollen Zügen genossen.

Parilla „El Mirasol“, Buenos Aires (Foto: Michael Kleinert)

An dieser Stelle noch eine Überlegung zum Geld: Dass in Argentinien eine Hyperinflation (ca. 200% pro Jahr) herrscht, ist ja auch in Deutschland bekannt. Was das für die Menschen hier bedeutet, können wir als Kurzzeitbesucher (wenn es auch zwei Monate sein werden) kaum ermessen. Hier seht Ihr einmal die Speisekarte vom „El Mirasol“ aus April 2018 und Februar 2024 im Vergleich:

Wo es vor 6 Jahren noch rund 25 Pesos für einen Dollar gab, sind es heute 1100. Wir wissen nicht, in wie weit das Einkommen der Menschen in Argentinien mitgewachsen ist. Wir, die wir eine stabile Währung mitbringen, sind nun, wenn auch ungewollt, Nutznießer dieser traurigen Entwicklung.

Startklar

Ich glaube, wenn man eine Reise von langer Hand plant, ist man im stillen davon überzeugt, daß man sie nie unternehmen wird. Je näher der Tag kam, um so begehrenswerter wurde mein warmes Bett und das behagliche Haus, und um so teurer meine liebe Frau. Dies für drei Monate gegen die Schrecken des Unbekannten und Unbequemen einzutauschen schien Wahnsinn.

John Steinbeck – Meine Reise mit Charley

Da ist etwas Wahres dran……

Und wir sind voller Vorfreude…..


Das muss reichen für 64 Tage (Foto: Helga Ehrecke)

Die Rucksäcke sind fertig gepackt – Zelt, Isomatte, Schlafsack, alles dabei bei jeweils knapp unter 15 kg 🙂 -, fast alle Vorbereitungen sind gemacht und in vier Tagen heben wir ab und nehmen Euch gerne mit auf die folgenden 64 Tage!