Im Parque Nacional Los Alerces hatten ab Ende Januar einige großflächige Waldbrände gewütet, so dass wir zunächst überlegt hatten, diesen -obwohl eines unserer Wunschziele – auszulassen. Andererseits haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass die zuverlässigsten Informationen über die aktuellen Lagen in den Regionen hier vor Ort zu bekommen sind. Also war der Plan: wir fahren los und schauen, wie weit wir kommen, und es war wie erhofft: der Park war zugänglich, nur die Wanderwege in die mittleren und höheren Lagen waren gesperrt.
Warum ist dieser Nationalpark so interessant? Hier wachsen Alercen (siehe unten), die aber auch nur im westlichen Teil des Parks stehen und ausschließlich mit einer Bootstour und einer geführten Wanderung zu erreichen sind. Darüber hinaus bestehen die 263 km² zum größten Teil aus menschenleerer Wildnis, nur der kleinste Teil ist auch zum Wandern erschlossen.
Und was sind denn eigentlich Alercen? Die Patagonische Zypresse (Fitzroya cupressoides) ist ein immergrüner Baum, der bis zu 55 m hoch und 3,5 m dick werden kann. Er wächst sehr langsam mit nur 1 bis 1,6 mm pro Jahr und kann ein sehr hohes Lebensalter erreichen. Die Alercen sind ausschließlich in den südlichen Anden beheimatet und streng geschützt.
Nachdem wir am Nachmittag in Villa Futalaufquen nach einer Fahrt einmal längs durch den halben Nationalpark auf Schotter- und Rumpelstraße angekommen waren, war das Wichtigste, die Bootstour zum Alercal Milenario zu buchen. Und eine Unterkunft hatten wir auch noch nicht……Die Tickets für die Bootstour werden in der noblen Hosteria Futalaufquen verkauft, und da dort auch noch ein Zimmer frei war, haben wir es uns dort für 2 Nächte gut gehen lassen. Zumal die nächste Hosteria dann auch nicht nebenan, sondern 6-10 km entfernt über Schotterstraße liegt………
Aber: die nächste Bootstour startete leider nicht am nächsten Tag, wie wir gehofft hatten, sondern erst am übernächsten. So hatten wir noch einen kompletten Tag, um den Park auf zwei kleineren Wanderwegen – zum Mirador Laguna Verde und Lago de las Juntas- zu erkunden. Aber auch zum Startpunkt der Wanderwege muss man ca. 1 Stunde fahren.
Die Größe und Weite der Wildnis konnten wir dann auf der Tour zum Alercal Milenario am nächsten Tag erahnen. Das Boot fährt 1,5 Stunden über den Lago Menendez durch die menschenleere Natur. Rechts und links erheben sich die mit dichtem Wald bewachsenen steil aufsteigenden Ufer, vor einem öffnet sich irgendwann der Blick auf den Gletscher Torrecillas.
Der kleine 2 km lange Rundwanderweg führte uns dann durch einen zauberhaften Wald, in dem die Alercen zwar auch nicht die Mehrheit der Bäume bilden, was der Wirkung aber keinerlei Abbruch tut. Es geht auf und ab, vorbei am Lago Cisne, durch eine Schlucht, durch die ein Fluss mit Stromschnellen tobt und schließlich zu DER Attraktion: „El Abuelo“ – der Großvater – ist eine uralte Alerce, die ca. 2600 (!) Jahre alt ist.
Nach diesem wunderbaren Ausflug haben wir uns direkt auf die Weiterreise Richtung Süden gemacht und sind am Abend in Trevelin angekommen, wo wir Platz in einer schönen Hosteria mit sehr herzlichem Gastgeber gefunden haben.